Grabstele

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

In einer Rundbogennische auf Pilastern unter einen Giebel mit Palmettenfüllung steht in der Mitte dieser Stele das „Henkelkreuz“. Es ist aus dem altägyptischen Lebenszeichen, der Hieroglyphe Anch (»Leben«) abgeleitet, die in der Bildersprache der pharaonischen Kunst geradezu zum Symbol für die Verbindung zwischen Gott und Mensch wird. In den Tempelreliefs reichen die Götter dem König das Lebenszeichen als Antwort auf die Opfergaben des Königs. In den Bildern der Amarnazeit halten die Hände, in die die Strahlen des Sonnengottes Aton auslaufen, Lebenszeichen an die Nasen von Echnaton und Nofretete. Im Lebenszeichen springt göttliche Gnade auf den Menschen über. In seiner Einbindung in eine Architektur, die keinerlei Reminiszenzen an altägyptische Formen bewahrt hat, ist das altägyptische Lebenszeichen hier zu einem selbständigen ikonographischen Element geworden, das schließlich seine ägyptische Herkunft ganz ablegen wird, wenn an die Stelle des kreisrunden »Henkels« der vierte Schenkel des Kreuzes tritt. Das altägyptische Anch-Zeichen wandelte sich also im spätantiken Ägypten allmählich zum christlichen Kreuz. Hier steht es noch in seiner ursprünglichen Bedeutung und verheißt dem Verstorbenen Auferstehung und ewiges Leben. Zu einem Symbol für den Tod Christi ist es erst in der westlichen Kunst geworden.