Sargmaske der Sat-djehuti

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Diese „Maske“ bildete ursprünglich das Kopfteil eines überlebensgroßen Sargdeckels in Menschenform, der mit einem Federmuster bedeckt war, einem sogenannten „Rischi“-Sarg, abgeleitet vom arabischen Wort für Feder. Diese Form ist charakteristisch für die Epoche der Zweiten Zwischenzeit (ca. 1700-1550 v. Chr.) und ist im nichtköniglichen Bereich auch in einer schlichteren, lediglich bemalten Version bekannt. Über der Perücke ist das Federmuster der Geierhaube zu erkennen, einer von Königinnen häufig getragenen Kopfbedeckung. Über der Stirn ist ein plastisch gearbeiteter Geierkopf zu ergänzen. Die Innenseite der Sargmaske ist vollständig beschriftet. Von der Inschrift sind insgesamt 30, vor allem im unteren Teil weitgehend zerstörte Zeilen erhalten. Sie enthält die Texte der Totenbuchsprüche 124, 83, 84 und 85, deren Titel in roter Farbe deutlich hervorgehoben sind. Der Text ist fortlaufend geschrieben; die einzelnen Sprüche sind nur durch die roten Spruchtitel voneinander abgesetzt. Es handelt sich um die bislang älteste Version dieser Textgattung, die dann zu Beginn der 18. Dynastie zunächst auf Mumientücher und dann auf Papyri übertragen werden. Innerhalb der weitgehend in Kursivhieroglyphen geschriebenen Totenbuchtexte sind Titel, Name und Abstammung der Satdjehuti überwiegend in hieratischer Schrift an den entsprechenden Textstellen eingefügt. Satdjehuti, „die Tochter des Thoth“, mit dem Beinamen Satibu, wird als Königstochter und Königsschwester, geboren von der Königsgemahlin Teti-Scheri, bezeichnet. Damit lässt sie sich in die königliche Familie der Ahmosiden, dem thebanischen Königshaus der 17. Dynastie einordnen. Diese Dynastie hat von Oberägypten aus die im Delta siedelnden Fremdherrscher, die Hyksos, in langen Kämpfen vertrieben und damit die Voraussetzung geschaffen für den Aufstieg Ägyptens zur Weltmacht im Neuen Reich. Die Wertschätzung der weiblichen Mitglieder der Königsfamilie lässt sich besonders deutlich an ihren beeindruckenden Särgen ablesen, die an Größe und Qualität diejenigen der männlichen Herrscher übertreffen. An ihnen lässt sich der Wiederbeginn der Kunst im Neuen Reich nach dem Zusammenbruch der Zweiten Zwischenzeit lückenlos verfolgen; auffallend ist die starke Porträthaftigkeit, die zu Beginn der 18. Dynastie wieder in das Medium der Steinplastik übernommen wird. Während Särge den Verstorbenen meist stark idealisierend zeigen, liegt hier ein eindrucksvolles Porträt vor: Charakteristisch ist die Bildung des Mundes mit der halbkreisförmigen Einkerbung oberhalb des Kinns. Dieses Merkmal lässt sich als familientypisch auch bei anderen Mitgliedern der Ahmosiden-Dynastie bis hin zu Amenophis I. verfolgen.