Modell: Rinderherde mit Hirten

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die Figuren von zwei Männern und zwölf Rindern sind auf einer gemeinsamen Bodenplatte zu einer landwirtschaftlichen Szene zusammengestellt. Sieben Kühe liegen unter einem rechteckigen Schutzdach, das von schlanken Säulen getragen wird, um ein Grasbüschel gruppiert. Auf der freien Fläche davor stehen fünf weitere Rinder – drei Kühe, zwei Stiere – zusammen mit zwei Hirten. Einer von ihnen kniet vor einem großen Bottich, wohl einem Wassergefäß, der andere, aufrecht stehende, führte vielleicht die Leitkuh an einem Strick. Die Anordnung der Figuren ergibt sich unzweifelhaft aus den entsprechenden Löchern in der Bodenplatte, zwei der ursprünglich acht Säulen des Daches fehlen. Die farbige Fassung aller Teile ist gut erhalten: Die Kühe sind schwarz-weiß und braun-weiß gescheckt, die Männer haben eine braune Hautfarbe und schwarze Haare, ihre Schurze sind gelb, und das Grasbüschel zeigt eine leuchtend grüne Farbe. Die Figuren der Kühe mit den kräftigen Modellierungen ihrer Körper sind von deutlich besser Qualität als die der Hirten – dieses Modell zählt zu den besten Beispielen dieser Objektgattung überhaupt. Die oft vielfigurigen Modelle aus Holz sind eine Neuentwicklung der Ersten Zwischenzeit (2160-2040 v. Chr.); sie lösen im rundplastischen Bereich die Dienerfiguren des Alten Reiches (2700-2170 v. Chr.) ab und bilden zum Teil auch einen Ersatz für die zweidimensionalen Darstellungen auf den Grabwänden. Ihre Themen stehen meist im Dienst der Versorgung des Verstorbenen: Kornspeicher, Bäckereien und Brauereien, Schlachtungsszenen und verschiedene Werkstätten wie Weberei oder Schreinerei. Auch landwirtschaftliche Szenen werden in dreidimensionale Modellgruppen umgesetzt: pflügende Bauern, das Zählen einer Viehherde, der Transport von Getreidesäcken auf Eseln. Oder eben, wie in dieser einmaligen Gruppe, die liegenden Kühe unter dem Sonnendach, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen – eine ländliche Idylle von immerwährender Gültigkeit.