Bes-Gefäß

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Das großformatige Gefäß zeigt den Gott Bes, der mit seiner Zwergengestalt ursprünglich wohl aus Schwarzafrika stammt. Er ist ein Mischwesen mit menschlichen und tierischen Zügen. Ohren und Augen, die platte Nase, Stirnwülste sowie der Mund mit herausgestreckter Zunge sind plastisch geformt, die Tiermähne, der Bart und die Arme sind lediglich kursorisch aufgemalt. Das kräftige Hellblau der Malerei ist typisch für die späte 18./frühe 19. Dynastie (um 1360-1250 v. Chr.). Anders als im antiken Griechenland spielen dekorierte oder gar figürliche Gefäße im alten Ägypten kaum eine Rolle, sieht man von der Epoche der Vorgeschichte (4. Jahrtausend v. Chr.) ab. Lediglich in einem relativ kurzen Zeitraum, als Ägypten in der Mitte des Neuen Reiches auf dem Höhepunkt seiner Macht im östlichen Mittelmeerraum war (ca. 1450-1220 v. Chr.), ändert sich dies. Dabei mögen ausländische Kontakte, vor allem zu Kreta, durchaus eine Rolle gespielt haben. Bes ist der Schutzgott von Mutter und Kind, er wacht über Zeugung und Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Sein groteskes Aussehen hat apotropäische Wirkung, es soll Unheil und böse Kräfte abwehren. Darüber hinaus gehört Bes zum Gefolge der Himmelsgöttin Hathor, in deren Kult Musik und Trunkenheit eine Rolle spielt. Im Mythos der Himmelskuh Hathor wird die Göttin mit Bier besänftigt, und bei der Rückkehr der Göttin aus der Ferne werden in den Tempeln Feste mit Wein gefeiert. So erklärt sich, dass diese beiden Gottheiten in figürlichen Gefäßen dargestellt werden können, die zum Mischen von Wein mit Wasser bestimmt waren – daher die große Gefäßmündung. Nur wenige Exemplare sind überliefert, das Münchner Gefäß ist eines der beiden bislang bekannten vollständigen Beispiele dieser Gattung.