Sitzfigur der Nefret-Iabet

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die unbeschriftete Sitzfigur ist durch Basisblock und kubischen Sitz in ein streng geometrisches Achsensystem eingeschrieben, das zusammen mit den etwas gedrungenen Körperformen typisch ist für die Kunst der frühen Pyramidenzeit. Die Details des Gewandes, das den Körper eng umschließt und oberhalb der Knöchel endet, waren ursprünglich mit Farbe aufgemalt. Das natürliche Haar ist über der Stirn sichtbar, über ihm liegt eine auf die Schultern reichende Perücke aus vielen Zöpfchen. Das füllige, rundliche Gesicht weist vor allem im Bereich des Mundes Asymmetrien auf; Nasolabialfalten und Mundwinkel sind markant eingesenkt und geben dem Gesicht einen aufmerksamen und entschlossenen Ausdruck: In dieser Statue ist eine selbstbewußte Frau dargestellt, die als Angehörige der obersten Gesellschaftsschicht ihr Leben selbst bestimmte und sich für die Ewigkeit ein eigenes Grab anlegen ließ. Der Hofstaat der Pharaonen des Alten Reiches durfte sich seine Gräber in unmittelbarer Umgebung der Pyramiden anlegen lassen. Die Sitzfigur wurde 1902 im Westfriedhof von Giza in einem Mastaba-Grab gefunden, das durch ein Relief mit Speisetischszene (heute im Louvre) der „Königstochter Nefret-Iabet“ zugewiesen ist. Sie ist eine Tochter des Cheops, des Erbauers der großen Pyramide von Giza, gewesen, und sie wird auch in dieser Statue dargestellt sein.