Kniefigur des Senenmut

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die Münchner Kniefigur des Senenmut ist ein sogenannter Sistrophor: Auf einem hohen Basisblock kniet ein Mann vor einer Rückenplatte und hält vor sich ein Sistrum, Rasselinstrument und Kultsymbol der Göttin Hathor. Dieses ist zusammengesetzt aus einem Frauenkopf mit Strähnenperücke und Kuhohren, das auf einem Unterbau in Form eines Knotenamuletts ruht. Darüber sitzt eine Tempelfassade mit stilisiertem Kuhgehörn, in deren Türnische sich eine verschlüsselte Schreibung (Kryptogramm) des Namens der Hatschepsut findet. Senenmut trägt eine ausladende Strähnenperücke sowie einen kurzen Kinnbart. Trotz der starken Idealisierung des jungen Gesichtes sind im Vergleich mit anderen Darstellungen deutlich porträthafte Züge auszumachen wie etwa die Form der Nase mit ihrem charakteristischen leichten Knick. Im Gegensatz zur Jugendlichkeit des Gesichtes steht der massive Körperbau mit üppigen Brustwülsten und kräftigen Oberschenkeln, Hinweis auf die hohe soziale Position des Dargestellten. Senenmut war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zeit:, Haushofmeister der Königin Hatschepsut, Erzieherin ihrer Tochter Nofru-Re, Architekt und Bauleiter am Terrassentempel in Deir el-Bahari. Aus einfachen Verhältnissen stammend, stieg er rasch zu hohen Würden empor, hatte über 80 Titel inne und war über mehrere Jahre hinweg die „graue Eminenz“ am Königshof. Von keiner anderen nichtköniglichen Person des Neuen Reiches sind so viele Denkmäler erhalten wie von ihm – dazu zählen auch rund 25 bis heute bekannte Statuen. Die Münchner Statue des Senenmut ist einer der am besten erhaltenen Statuen dieser berühmten Persönlichkeit. Zu einem noch nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt war er in Ungnade gefallen, was die Zerstörung oder Beschädigung zahlreicher Denkmäler nach sich zog. Warum dies geschah, ist ebenso wenig bekannt, was zu zahlreichen romanhaften Erklärungsversuchen geführt hat. Als oberster Bauleiter an verschiedenen Bauprojekten war Senenmut auch für die statuarische Ausstattung der Tempel zuständig, was einen engen Kontakt zu Werkstätten und Künstlern mit sich brachte. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten nutzte er auch für seine eigenen Statuen: Ganz offensichtlich ist er der Schöpfer gleich mehrerer neuer Statuentypen, zu denen auch der Sistrophor gehörte. Manche seiner Entwürfe sind einmalig geblieben, andere dagegen gingen in den Typenschatz der Rundplastik ein und wurden anschließend – wie der Sistrophor – immer wieder realisiert. So lässt sich in dieser Statue – was in der Kunst des alten Ägypten überaus selten der Fall ist – mit der Person des Dargestellten auch der Künstler – oder zumindest der Ideengeber – greifen.