Schiff in Krokodilsform

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Der Leib eines Krokodils ist umgedeutet zu einem Bootskörper, in dem ein Passagier Platz genommen hat. Er saß einst in einer Kajüte aus vergänglichem Schilf, die in den Bohrlöchern knapp unterhalb des Randes befestigt war. Ob die drei kleinen, mumienförmigen Figürchen zu diesem Ensemble gehören, ist nicht sicher. Sie wären dann die rundplastische Ergänzung der Rudermannschaft, die im Inneren des Tierkörpers unterhalb des Randes aufgemalt ist: je vier Ruderer mit angezogenen Knien, dreieckigem Oberkörper und kugeligem Kopf. Dunkelrote Wellenlinien auf Bauch und Flanken deuten das Lebenselement des Tieres an. Die eng an den Leib gepressten Gliedmaßen deuten die Geschwindigkeit an, mit der das Tier durch das Wasser gleitet. Das gefährliche Krokodil, später ein Begleiter des Sonnengottes, geleitet den Verstorbenen sicher durch die Unterwelt. Schiffe haben in der Vorgeschichte eine herausragende Bedeutung. In einem Land, dessen einzige Verkehrsader ein Fluss ist, und in dem Schiffe das einzige Verkehrsmittel darstellen, um größere Entfernungen zu überbrücken, sind sie nicht nur Gebrauchsgegenstände im Alltag. Ihr Besitz ist für den Herrscher unabdingbar für die Erhaltung und Ausweitung seines Machtgebietes; sie sind Statussymbole auch für nichtkönigliche Eigentümer. Daher zählen Boote und Modelle von Schiffen in verschiedensten Formen zu den besonders kostbaren Grabbeigaben in vorgeschichtlicher Zeit. Dieses Bootsmodell ist ein frühes Meisterwerk altägyptischer Tierplastik, die sich in allen Epochen durch eine Verbindung von hoher Abstraktion und genau beobachteter Realistik auszeichnet.