Bildhauermodell

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Aufgrund der Ikonographie des Kopftuches ist in diesem Bildhauermodell ein König dargestellt – nicht ein bestimmter historischer Herrscher, sondern der ägyptische König generell. Typisch für diese Objektgruppe ist die Form einer Büste, die ansonsten in der ägyptischen Kunst nicht üblich ist. Auf der Unterseite und im Ansatz der Schultern ist ein Quadratnetz in schwarzer Farbe aufgetragen, ebenso sind die Details des Gesichtes aufgemalt. Die Mittelsenkrechte ist durch eine eingeritzte Linie markiert, weitere senkrechte Ritzlinien finden sich im Bereich der Lappen des Kopftuches auf der Brust. Die Ohren und die Uräusschlange vor der Stirn sind bewusst unfertig belassen und nur als Bosse angelegt. Aus der 30. Dynastie (380-342 v. Chr.) und der frühen Ptolemäerzeit (332-232 v. Chr.) stammt die Objektgruppe der so genannten Bildhauermodelle. Dabei handelt es sich um kleinformatige Reliefs und rundplastische Wiedergaben von Köpfen, Körperteilen, Tieren und Architekturelementen. Viele von ihnen sind bewusst unfertig gelassen worden. Sie tragen oft ein Quadratnetz in schwarzer Farbe und geben so Einblick in das Werkverfahren ägyptischer Bildhauer, die diese Hilfslinien zu Ausarbeitung und Korrektur ihrer Arbeiten verwendeten. Die Bildhauermodelle entstanden in einer Zeit, in der Ägypten zunehmend ausländischem Einfluss unterlag, auch im Bereich der Kunst. So dienten sie weniger praktischen Zwecken als Vorlage im Atelier, sondern wurden geschaffen, um typisch ägyptische Motive und Formen zu zeigen und zu bewahren. Vermutlich sind sie als Weihegaben in Tempel gestiftet worden – vor allem für den Gott Ptah, den Schöpfergott, zuständig für Handwerker und Künstler.