Würfelfigur Bekenchons

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die Würfelfigur des Bekenchons ist eine der größten und qualitätsvollsten Beispiele dieses Statuentyps, der erst im frühen Mittleren Reich entstanden ist. Dabei handelt es sich um die stark abstrahierte Darstellung eines über einer zweifachen Basisplatte auf einem Polster am Boden hockenden Mannes, dessen Körper vollständig in ein eng anliegendes Gewand gehüllt ist; die Arme liegen überkreuzt flach auf den Knien der an den Körper gezogenen Beine auf. Eine bis auf die Schultern fallende Perücke und ein kurzer Kinnbart bilden die einzigen weiteren Details der Tracht. Als Hohepriester des Amun von Theben war Bekenchons Leiter sämtlicher Bauvorhaben im Tempel von Karnak. Auf dem Rückenpfeiler dieser Statue steht eine der längsten und bekanntesten biographischen Texte, die in ungewöhnlicher Exaktheit die Karriere des Bekenchons schildert – vom Eintritt in die Schule im zarten Alter von vier Jahren, den ersten Jahren einer militärischen Laufbahn, dem Wechsel in den Beruf des Priesters bis hin zu seiner Ernennung als Hohepriester im Amun-Tempel von Karnak. Dazu gehörte auch seine Tätigkeit als Bauleiter, die einen nicht unerheblichen Teil der Inschrift einnimmt. In Höhe des linken Fußes hat sich der Entdecker der Statue verewigt: „Déct. p. J.Rifaud, ésculpteur françoi N 30 A thèébés 1818 = Découvert par Jacques Rifaud, ésculpteur françois No. 30 à Thébés 1818: Entdeckt von Jacques Rifaud, französischer Bildhauer, Nr. 30 in Theben 1818.“ Der Bildhauer Rifaud war einer der Amateur-Archäologen des frühen 19. Jahrhunderts, die im Auftrag reicher Geschäftsleute in Ägypten umfangreiche Sammlungen zusammenstellten, die dann (durchaus mit offizieller Genehmigung) nach Europa verschifft und dort den im Entstehen begriffenen ägyptischen Museen zum Kauf angeboten wurden. Rifaud arbeitete für den italienischen Konsul Drovetti, der unter anderem maßgeblich zum Aufbau des Museum Egizio in Turin beitrug. Eine seiner Sammlungen hatte Drovetti dem damaligen bayerischen Kronprinzen und späterem König Ludwig I. angeboten, der sich jedoch nicht zum Kauf entschließen kann. Lediglich die von Rifaud gefundene Würfelstatue des Bekenchons erwirbt er 1823 in Rom – sie wird später eines der Hauptwerke des „Ägyptischen Saals“ seiner Glyptothek am Königsplatz werden.