Uschebti des Pharao Sethos I.

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Uschebtis sind kleine mumiengestaltige Figuren, die dem Verstorbenen ins Grab mitgegeben wurden. Zunächst wurden sie als seine Stellvertreter verstanden, später als Diener, die an seiner Stelle im Jenseits arbeiten sollten – einem Jenseits, das als ein ewig zu bestellendes Ackerland, nicht als eine Landschaft des Müßiggangs verstanden wurde. In dem von Landwirtschaft geprägten Ägypten wurden die Uschebtis daher mit entsprechenden Geräten ausgestattet: mit Hacken zum Auflockern des Bodens in den Händen und einem Körbchen mit Saatgut über der Schulter. Könige wurden mit Uschebtis ausgestattet, die manchmal statt der Hacken die königlichen Insignien Krummstab und Wedel in den Händen halten. Bei diesem Stück ist das Holz von einer asphaltähnlichen Masse überzogen, was auch von anderen Objekten der königlichen Grabausstattung bekannt ist. Der schwarze Überzug spielt auf die vergleichbare Farbe des Nilschlamms an, der jährlich einmal das Land bedeckte und einen äußerst fruchtbaren Boden bildete. Schwarz ist daher die Farbe der Fruchtbarkeit; im Bereich der Grabausstattung wird damit auf die erhoffte Wiedergeburt im Jenseits angespielt. Der Eigenname Ägyptens lautet Kemet, „das Schwarze (Land)“, und auch der Totengott Osiris – eigentlich eine uralte Fruchtbarkeits- und Erntegottheit – wird mit schwarzer Hautfarbe dargestellt. Uschebti bedeutet eigentlich „Antworter“, was sich aus einem Spruch des Totenbuchs ableitet, der oft den Dienerfigürchen auf den Leib geschrieben wird: „Oh ihr Uschebti, wenn ich verpflichtet werde, irgendeine Arbeit zu leisten im Totenreich,… dann verpflichtest Du Dich zu dem, was dort getan werden muß: die Felder zu bestellen und die Ufer zu bewässern, um den Dünger des Ostens und des Westens überzufahren. Ich will es tun, hier bin ich, sollst Du antworten.“ Die ältesten Uschebtis stammen aus der Ersten Zwischenzeit (2170-2040 v. Chr.) und waren aus Wachs oder Holz, später dann vor allem aus Fayence (vgl. die entsprechende Vitrine im Raum „Totenkult“). Kostbare Exemplare waren aus Stein oder dem seltenen Holz. Ab dem Neuen Reich (1550-1070 v. Chr.) kam der Brauch auf, dem Verstorbenen 365 Uschebtis mitzugeben – für jeden Tag des Jahres eine Dienerfigur. Die Fayence-Uschebtis wurden aus Modeln geformt, weil dies eine rasche Produktion in größeren Mengen ermöglichte. Die Farbe der Fayence ist dabei charakteristisch für die jeweilige Epoche und ein gutes Datierungskriterium.