Uschebti des Chaemwese

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Uschebtis sind kleine, meist mumiengestaltige Figuren aus Holz, Stein oder Fayence, die als Grabbeigaben verwendet wurden und als Stellvertreter und Diener des Verstorbenen an seiner Stelle im Jenseits Arbeiten verrichten sollten. Dieses Uschebti zeigt eine ungewöhnliche Ikonographie: An die Stelle der üblichen Strähnenfrisur ist eine kugelige Perücke mit großem Seitenzopf zu erkennen, wie sie zur Amtstracht des Hohepriesters von Memphis gehörte. Die senkrechte Inschriftenzeile unterhalb der gekreuzten Arme benennt den Dargestellten als Chaemwase. Chaemwase war der vierte Sohn Ramses’ II. und hatte als Hohepriester von Memphis eines der höchsten Priesterämter inne. Aus dieser Funktion ergaben sich seine Aktivitäten als Bauherr, so war er unter anderem für die Errichtung des Ptah-Tempels und das Serapeum, die Begräbnisstätte der Apis-Stiere in Sakkara, verantwortlich. Darüber hinaus ist er der prominenteste Vertreter einer neuen Geisteshaltung, die den Anspruch der eigenen Zeit auf historische Größe in der Kontinuität und Nachfolge vergangener Epochen sieht. Dies erforderte ein Studium alter Schriften in Bezug auf Baudenkmäler, woraus sich das Auffinden alter Monumente bis hin zur Ausgrabung und Freilegung von Tempeln und Pyramiden sowie Restaurierungsmaßnahmen ergaben. So hat Chaemwase im Großraum Memphis Restaurierungsarbeiten in den Pyramidenbezirken von Abusir und Sakkara sowie am Sonnenheiligtum des Niuserre in Abu Gurob vornehmen lassen, jeweils dokumentiert durch entsprechende Inschriften auf den Baudenkmälern. Daher könnte man Chaemwase als den ersten Denkmalschützer und Archäologen bezeichnen.