Kopf einer Statue des Gottes Serapis

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Eine der beliebtesten Gottheiten des ptolemäisch-römischen Ägypten verbindet in programmatischer Weise altägyptische Glaubensinhalte und hellenistisches Äußeres: Serapis, aus dem memphitischen Osiris-Apis, dem verstorbenen heiligen Apis-Stier, entstanden, wird unter Ptolemäus I. in Alexandria als griechisch-ägyptische Universalgottheit geschaffen. Ihren bildlichen Ausdruck findet diese griechisch-ägyptische Mischgottheit in einem Kultbild, das der Bildhauer Bryaxis für den Serapis Tempel in Alexandria schuf. Dieses alexandrinische Kultbild wirkt formprägend auf die Ikonographie des Serapis. Charakteristisches Abzeichen des Gottes ist der Kornscheffel (Kalathos) auf seinem Haupt als Symbol der Fruchtbarkeit – ein sublimierte Version der Stiergestalt des altägyptischen Gottes. Auch die Haar- und Barttracht des Gottes ist typisch für diese Gottheit: Den Vollbart und das lange Haar hat Serapis vom Göttervater Zeus übernommen. Die in die Stirn hängenden fünf Korkenzieherlocken gehören ebenfalls fest zum Erscheinungsbild des Serapis und werden direkt als "Serapislocken" bezeichnet. Sie wurden später auch in das Herrscherbildnis römischer Kaiser übernommen (z.B. Septimius Severus). Die Begegnung zweier Kulturen im ptolemäisch-römischen Ägypten gibt das Leitmotiv für die Kunst dieser Epoche. Während sich die traditionellen Glaubensinhalte weiterhin in der Bildersprache der Ikonographie des pharaonischen Ägypten ausdrücken, hat die Stilistik der ptolemäisch-römischen Kunst Ägyptens neue Wege eingeschlagen. Aus vertrauten Elementen wird ein neues Gesamtbild geschaffen.