Beschriftetes Gefäß

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Das kleine Gefäß mit Standfläche, konischem Körper und einer weit ausschwingenden flachen Lippe auf einem kräftigen Hals gehört in die erste Hälfte der 18. Dynastie. Seine Form stellt die vergrößerte Nachahmung eines Gefäßtypes aus Stein dar, der zur Aufnahme kosmetischer Produkte diente. Auch die Dekoration entspricht dem Streifendekor dieser Zeit (1450-1400 v. Chr.). Drei vertikale Streifenbänder mit aufgesetzten Tupfen teilen den Gefäßkörper in drei etwa gleichgroße Felder. Eines dieser Felder ist vollständig mit einer heute stark verblassten Inschrift ausgefüllt; der Text ist linksläufig in hieratischer Schrift, der kursiven Schreibschrift der Ägypter, geschrieben und enthält den Brief eines Mannes an seine Frau, ein bislang einmaliger Beleg für die Verwendung eines intakten Gefäßes: „Hetep an Ipuresti: Was vor allem Dein Befinden anbelangt: Geht es Dir gut? Du sollst in Leben, Heil und Gesundheit, in der Gunst des Amun-Re, des Königs der Götter, und in der Gunst des Min, des Herrn von Achmim, sein. Er verleihe Dir Gunst und Beliebtheit! Achte nicht auf das Geschwätz jener zweiten Frau! Schau, ich hatte Dir doch Folgendes gesagt: Eine andere Frau gibt es nicht, nachdem ich mich vereint habe mit Dir. Ich will Dir auch weiterhin dienen. Ich habe einen Krug mit Rosinen gesandt, ferner Gerstenkörner sowie Zwiebeln, 50 Bünde.“ Mit diesem Brief reagiert Hetep offensichtlich auf einen Vorwurf der Ipuresti, die ihn der Untreue bezichtigt hat. Dies tut der Mann als Gerücht, als das Geschwätz einer anderen Frau ab, er möchte die Beziehung mit Ipuresti fortsetzen und übersendet ihr, zur Bestätigung und zur Beschwichtigung, ein Geschenk, das aus den aufgezählten Naturalien – Gerste und Zwiebeln - und diesem Gefäß, wohl mit den erwähnten Rosinen gefüllt, besteht.