Situla

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die Situla, wörtlich „Eimer“ oder „Kübel“, gehört seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. zu den typischen ägyptischen Kultgefäßen. Sie wurden bei verschiedenen Ritualen für Wasser- und Milchspenden verwendet. Diese Situla ist umlaufend mit mehreren Szenen dekoriert, die vermutlich auf den Kult der Muttergöttin Isis verweisen. In der ersten Vignette ist ein wahrscheinlich von einer Isispriesterin durchgeführtes Ritual dargestellt, bei dem ein, auf einem Untersatz liegendes Krokodil, einer Schlange mit Kopfschmuck, die auf einem hohen Sockel thront, dargebracht wird. Dahinter ist ein mehrstöckiges, mit einer als Leiter versehenes Gebäude zu erkennen, auf dessen Spitze ein Feuer brennt: Es könnte sich um den berühmten Pharos, den Leuchtturm von Alexandria, handeln, eines der Sieben Weltwunder der Antike. In der zweiten, nur teilweise erhaltenen Vignette sind eine Schlange und ein Widder auf unterschiedlich hohen Podesten dargestellt sowie Reste eines weiteren, allerdings nicht näher identifizierbaren Bauwerks. Fast sämtliche Einzelmotive auf dieser Situla wurden frei aus der altägyptischen Ikonographie übernommen. Die Situla wurde im Isis-Heiligtum von Pompeji gefunden, das um 100 v. Chr. in der Stadtmitte in Bestlage erbaut worden war und im Zentrum der ägyptischen Kulte in Pompeji stand. Seine Architektur verbindet ägyptische und römische Elemente. Bei den Ausgrabungen seit 1760 wurden Statuenfragmente ägyptischer Götter, ägyptisierende Wandmalereien und Ritualgeräte wie die Silber-Situla mit Darstellungen des Isis-Kultes gefunden.