Statuette des ibisköpfigen Gottes Thot

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die Statuette, durch zwei Ösen in Ohrenhöhe als Amulett ausgewiesen, zeigt einen seltenen Darstellungstypus des ibisköpfigen Weisheitsgottes Thot. Über einer längsrechteckigen Basis steht in Schrittstellung eine nackte, männliche Figur mit einem von der dreiteiligen Strähnenperücke eingefassten Vogelkopf; ein mehrreihiger Halskragen ist auf der Brust sichtbar. Der Rückenpfeiler endet unterhalb der Perücke. Die langen Arme sind am Körper ausgestreckt, ebenso die Hände mit nach vorn weisendem Handrücken. Das interessanteste Detail findet sich an den Füßen, auf deren vorderem Teil jeweils ein Schakalskopf sitzt, was den Anschein erweckt, als steckten die Füße in schakalsköpfigen Pantoffeln. Als Variante gibt einen Typus mit acht kleinen Schakalsköpfen statt der Zehen. Diese „Schuhe“ in Schakalsgestalt verweisen auf die Achtheit der Urgötter von Hermopolis, als deren Herr Thoth in seiner Eigenschaft als Ortsgott von Hermopolis auftreten kann. Die Nacktheit ist ein Hinweis auf seine Funktion als Schöpfergottheit und kann zu einer androgynen Erscheinungsform gesteigert werden. Die Zweigeschlechtlichkeit ist auch in dieser Figur angedeutet: Den schlanken Proportionen der Gesamtfigur sind mit den massiven Oberschenkeln, den angedeuteten Brüsten und dem kleinen Bäuchlein üppigere Einzelformen gegenübergesetzt.