Stand-Schreitfigur des Gottes Horus

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die Statue zeigt den klassischen Typus einer Stand-Schreit-Figur mit vorgesetztem linken Bein auf einer rechteckigen Basis mit Rückenpfeiler. Die männliche Figur ist bis auf einen knielangen gegürteten Schurz nackt, um den Hals liegt ein mehrreihiger Schmuckkragen. Der Körper eines Mannes ist kombiniert mit dem Kopf eines Falken, wobei der anatomisch schwierige Übergang von menschlichem Körper zu Vogelkopf durch die langen Strähnen einer Perücke verdeckt wird. Derartige Mischwesen sind eine charakteristische Möglichkeit der ägyptischen Kunst, das Göttliche darzustellen. Die Auswahl des entsprechenden Tieres orientiert sich an dessen Eigenschaften, so werden Himmelsgottheiten oft in Gestalt eines Vogels, hier eines Falken, dargestellt. Es könnte sich um Horus handeln, ohne Inschrift ist eine genaue Zuweisung nicht möglich. Aufgrund der Proportionen ist die Statue in die Zeit Amenophis‘ III. (1388-1351 v. Chr.) zu datieren. Diese Statue war bereits in der Antike aus Ägypten nach Rom gekommen und im Iseum Campense, dem bedeutendsten römischen Isis- und Serapis-Heiligtum auf dem Marsfeld aufgestellt gewesen. Bereits 1635 beim Bau eines Dominikaner-Klosters entdeckt, wurde sie 1654 von Athanasius Kircher in seiner Publikation Oedipus Aegyptiacus abgebildet und zählt damit zu den ersten in der Neuzeit in Europa bekannten altägyptischen Objekten. Die Figur gelangte in die Sammlung und damit in den Palast des Kardinals Barberini, von wo sie 1815 von Kronprinz Ludwig, dem späteren König, für seine in Planung befindliche Glyptothek erworben wurde.