Kollektionsmusterbuch von Schöppler & Hartmann - nicht nur für türkischrote Muster, 1822

Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg

Beschreibung

Türkischrot eroberte seit dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts den Stoffdruck. Es kam vor allem bei orientalisch inspirierten Mustern zur Anwendung. Türkisches Garn war ein dunkelrotes Baumwollgarn von so fester und dauerhafter Farbe, dass es weder von der Sonne ausgebleicht wurde noch durch Waschen oder Bleichen verschoss. Die im Nahen und Mittleren Osten betriebene Türkischrotfärberei blieb für Europa lange Zeit ein Geheimnis. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts gelang es den Elsässer Kattundruckern, Baumwollstoff rot zu färben.

Der aufwendige Färbevorgang erforderte zehn bis zwanzig Arbeitsgänge, die bis zu sieben Wochen Zeit benötigten. Die Vorbehandlung, das sogenannte ‚Vorbeizen‘ des Baumwollgewebes, erfolgte unter Verwendung von ranzigem Olivenöl, Kuh- oder Schafdung. Diese Substanzen veränderten die Oberfläche der Fasern dergestalt, dass sie die Farbe gut aufnehmen konnte, und sicherten später die gewünschte Licht- und Waschechtheit. Danach trugen die Färber eine Fettsäure auf, die dann im Farbsud aus Tonerde und Kalkbeize mit Alizarin die charakteristische Rotfärbung erzeugte.

Autor

Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim)

Literatur

Kluge, Andrea: Der Stoff aus dem die Mode ist ... Die Stoffmustersammlung der Neuen Augsburger Kattunfabrik, hrsg. von Neue Augsburger Kattunfabrik, Rosenheim: Rosenheimer Verlagshaus, 1991.

Mittersteiner, Reinhard (Hrsg.), Die Tüchlebarone. Zur Geschichte der Textildruck- und Textilfärbeindustrie in Hard vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert; ein Begleitband zum Textildruckmuseum Mittelweiherburg in Hard am Bodensee, Hard: Martgemeinde Hard, [1999].

Kurrer, Wilhelm Heinrich Jakob von, Geschichte der Zeugdruckerei, der dazu gehörigen Maschinen und der Hülfswerkzeuge und der Erfindungen im Gebiete des Colorits für den Baumwollen-, Leinen-, Seiden- und Schafwollendruck bis auf die neueste Zeit, Nürnberg: Johann Leonhard Schrag. 1844

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