Tucherservice (10): Kanne, 1562

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die Prunkkanne ist das einzige gesicherte Teil aus dem Tucherservice, das von der Hand des berühmten Nürnberger Goldschmieds Wenzel Jamnitzers stammt. Seine Marken befinden sich am silbervergoldeten Ausguss und am Griff. Der in Nürnberg gefertigte kupferne Gefäßkörper wurde – nach einigen technischen Schwierigkeiten – auf Vermittlung von Herdegen, dem Sohn von Auftraggeber Linhart II. Tucher (1487–1568), in Limoges mit Maleremaille überzogen und danach montiert. Innen ist der Kannenhals mit „P.R.“ und „1562“ versehen. Die vollständige Signatur des Pierre Reymond ist auf dem Einsatz des Verschlusses zu sehen, das Tucherwappen auf der Vorderseite des Bauches. Die Kanne sollte das emaillierte Becken von 1558, das sich bereits im Besitz der Tucher befand, zur Gießgarnitur ergänzen. Am gestuften Fuß, der Schulter und dem gewölbten Deckel ist die Kanne mit Eierstab, Grotesken und Akanthusblättern verziert. Ausguss und Henkel in Gestalt von Hermen vollenden diesen Dekor.

Die figürlichen Darstellungen am Kannenbauch zeigen eine Bärenhatz und eine Hirschjagd. Abgesehen von der dramatischen Wirkung der Reiterszenen und dem repräsentativen Charakter des Motivs – galt die Jagd doch als Privileg der Oberschicht – lässt sich die Thematik im Hinblick auf das gesamte Tucherservice auch christlich und moralisierend deuten. Bär und Hirsch tauchen bereits auf dem Becken auf. Symbolisch können der Bär für das Böse und der Hirsch für Christus, also die Überwindung des Bösen stehen.

Autor

Claudia Däubler-Hauschke, Helge Weingärtner