Wirkteppich/Verdüre mit gedoppelten Allianzwappen der Tucher und Straub, 1545

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die Tapisserie wurde für die Erstausstattung des Nürnberger Tucherschlosses gefertigt und zeigt zweifach die Wappen des Erbauerpaares, Lorenz II. Tucher (1490–1554) und Katharina Straub (1501–1549). Die Wappen, von Blattkränzen mit umspielendem Band gerahmt, vor kräftigem Pflanzenblattwerk im Hintergrund, tragen jeweils die Jahreszahl 1545. Am unteren Wiesengrund mit Blumen und Tieren, einem Kranich, Eichhörnchen und springendem Hasen, schimmern zwei bauchige Vasen durch das Blattwerk. Tapisserien mit der Darstellung von Wappen waren in fürstlichen Sammlungen geradezu obligatorisch. In idealer Weise repräsentierten sie Rang und Macht ihrer Besitzer und waren als mobile Objekte an jedem Ort platzierbar. Nicht selten wurden sie als größere Serien gefertigt, wie die um 1540 in Brüssel entstandene achtteilige Serie Kaiser Karls V. (Wien, Kunsthistorisches Museum). Mit der vorliegenden Verdüre haben sich noch neun weitere Tapisserien erhalten, die partiell nach denselben Kartons gewirkt wurden (HI Te 003 bis Te 011). Die Wirker haben bei den verschiedenen Stücken jeweils nur kleine Nuancierungen vorgenommen. Eine der Verdüren (HI Te 007) weist eine bislang nicht entschlüsselte Wirkermarke und die Stadtmarke aus Enghien (Hennegau) auf. Die einheitliche Verwendung derselben Vorlagekartons lässt die Entstehung von allen Tapisserien dieser Serie nach Enghien lokalisieren, das Mitte des 16. Jahrhunderts seine große Blütezeit erlebte und zahlreiche Verdüren mit Wappen hervorbrachte.

Autor

Andrea Mayerhofer-Llanes