Wirkteppich/Verdüre

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die querrechteckige Tapisserie mit floralen Motiven ist in der Sammlung zusammen mit einem Pendant vertreten, das das gleiche Format, aber eine leicht variierte Darstellung aufweist (vgl. HI Te 006). Auf dunkelbraunem Grund verteilen sich dicht gedrängt zahlreiche Blütenpflanzen, die sich durch unterschiedliches Blattwerk und verschiedene Blütenformen voneinander abgrenzen und wie einzelne Pflanzeninseln und Blütenbüschel in dichter Vegetation erscheinen. Rosen, Lilien, Narzissen, Maiglöckchen, Glockenblumen und Erdbeeren heben sich im Farbkontrast (Rot, Gelb, Blau) als strahlende Blüten- und Fruchtpracht vom Blattwerk ab, das in diversen Grüntönen abgestuft ist. Versatzstückartig konnten die Wirker die einzelnen Pflanzenmotive im Rapport einsetzen und dadurch die unendliche Fülle und Reichtum der Vegetation vermitteln. Derartige Behänge mit vegetabiler Darstellung stehen in der Tradition der Millefleurs-Tapisserien, die in der Regel kleine, florale Motive vor neutralem Hintergrund zeigen und sich im Spätmittelalter großer Beliebtheit erfreuten. Stilistisch wuchsen die kleinen Blüten im 15. und 16. Jahrhundert zu einem reichen Pflanzen- und Blumenmeer aus kräftigen Büscheln und vereinzelten Tieren. Typisch sind die unterschiedlichen Grüntöne (franz. vert), wovon sich die Bezeichnung Verdüre ableitet.

Author

Andrea Mayerhofer-Llanes