Wirkteppich/Verdüre mit Hunden und Fasan

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die breite Verdüre mit Tieren zeigt in zwei Reihen im Vorder- und Hintergrund versetzt bauchige Henkelvasen, aus denen üppige Blatt- und Blütenarrangements quellen. Auf der Wiese im Vordergrund jagt von rechts ein Hund einem Hasen nach und gibt damit die Laufrichtung für weitere Hasen und einen Hund vor. Mittig thront ein Fasan auf einem Blatt. Mit dieser Verdüre haben sich zwei weitere in der Sammlung erhalten, die exakt nach den gleichen Kartons gearbeitet wurden, aber beide schmaler sind. An der rechten Seite des Galons, der blauen, umlaufenden Abschlussbordüre, ist ein bisher nicht entschlüsseltes Wirkerzeichen und das Wappenzeichen des Entstehungsortes, der Stadt Enghien in der Provinz Hennegau im heutigen Belgien, eingesetzt. Wie in den meisten der damals niederländischen Städten geht der Ursprung der Bildteppichindustrie auch in Enghien (Edingen) in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Ein Zunfterlass im Jahr 1513 läutete eine Blütezeit für die Tapisseriemanufakturen von Enghien ein, die Mitte des Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte. Gerade im Bereich der Verdüren konnten sich Erzeugnisse aus Enghien vereinzelt mit den ersten Manufakturen Brüssels messen. Die Bordüre der hier gezeigten Verdüre begegnet an weiteren Tapisserien der Sammlung, die als Serie für die Erstausstattung des Nürnberger Tucherschlosses entstanden. Ein Teil des Vorlagekartons mit Blumenvase und Hase fand in der 1545 datierten Verdüre mit Allianzwappen (HI Te002) Anwendung.

Author

Andrea Mayerhofer-Llanes