Bildnis des Gesandten Heinrich Sigmund Wilhelm von Tucher (1853–1925) im spanischen Kostüm, 1892

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Der Diplomat Heinrich von Tucher (1853–1925) gehört zu den prominenten Mitgliedern der Familie. 1878 trat er in den kaiserlich-deutschen und 1880 in den königlich-bayerischen diplomatischen Dienst ein. Er war 1887 als Legationsrat in Berlin, seit 1889 als bayerischer Geschäftsträger in Paris und Brüssel sowie 1896 bis 1903 als königlich-bayerischer Gesandter in Rom tätig. In Wien wirkte er bis 1918 als königlich-bayerischer außerordentlicher Gesandter. Während seiner Dienstzeit in Italien erwarb Heinrich eine bedeutende Kunstsammlung, die Gemälde, Skulpturen, Kunsthandwerk, Möbel und Textiles vorwiegend aus der Renaissance umfasste. Ab 1919 nutzte er das Nürnberger Familienschloss zur Präsentation seiner Sammlung. 1892 ließ sich Heinrich – wie zuvor sein älterer Bruder Christoph (Hl Gm 014) – vom Münchner „Malerfürsten“ Franz von Lenbach stehend im Dreiviertelbildnis porträtieren. Heinrich, mit Lenbach bekannt, wählte eine historische Kostümierung: Mit tailliertem schwarzem Wams und gefältelten Spitzenkrausen an Hals und Ärmeln ahmt sie die seit 1550 verbreitete strenge spanische Hofmode nach. Lederhandschuhe und Degen sind im 16. Jahrhundert Statusattribute der Oberschicht. Dem Stolz über die Zugehörigkeit zum Adelsstand gibt Heinrich selbstbewusst mit in die Hüfte gestemmter Hand und erhobenem Kopf Ausdruck. Typisch für Lenbach-Bildnisse ist die Betonung des Gesichts: Auf diesem liegt die gesamte Lichtkonzentration, während der Rest in diffuses Halbdunkel abgleitet.

Author

Ulrike Berninger