Bildnis des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815–1898), 1895

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Otto Fürst von Bismarck-Schönhausen hatte ab 1862 als preußischer Ministerpräsident und Außenminister eine Politik zur Sicherung der preußischen Vormachtstellung in Mitteleuropa betrieben. Mit der Reichseinigung und der Kaiserkrönung Wilhelms I. 1871 hatte er die äußeren Voraussetzungen für eine europäische Großmacht Deutschland geschaffen. Im März 1890 wurde er von Wilhelm I. aus seinen Ämtern entlassen und lebte verbittert bis zu seinem Tod auf seinem Gut Friedensruh bei Hamburg. Als Bildchronist der damaligen „High Society“ musste Franz von Lenbach auch den Heroen des neuen deutschen Kaiserreichs in seinem Porträt-Repertoire haben. Er besaß einen reichen Bestand an Bismarck-Fotografien, die ihm als Gemäldevorlagen dienten und sich in seinem Nachlass erhalten haben. Die Anzahl seiner Bismarck-Porträts übersteigt Lenbachs Bildserie des Prinzregenten Luitpold bei weitem. Seine Bildnisse des Reichskanzlers fanden reißenden Absatz: Bismarck sitzend, stehend, in Uniform, im Lodenmantel, mit Schirmmütze, Schlapphut, Pickelhaube oder ohne Kopfbedeckung. Das Hüftstück zeigt den 80-jährigen Politiker frontal sitzend, mit in die Ferne gerichtetem Blick und in Uniform. Spotartig beleuchtet sind sein Gesicht und der um den Hals getragene Rote Adlerorden am Band mit der Devise „Sincere et Constanter“ (aufrichtig und standhaft). Diese Auszeichnung war nach dem „Hohen Orden vom Schwarzen Adler“, den Bismarck schon 1864 erhalten hatte, der zweithöchste preußische Verdienstorden.

Author

Ulrike Berninger