Stickmustertuch mit dem Wappen der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Das Stickmustertuch mit Tucherwappen, unterschiedlichen Alphabeten und Blumen ist in Kreuzstich auf locker gewebtem Leinengrund gearbeitet und trägt die Datierung 1714. Rose, Tulpe, Nelke, Iris, Kornblume und Veilchen wenden sich aus den Ecken zum mittigen Wappen hin. Stickmustertücher dienten der Dokumentation und Sammlung erlernter Stiche und Muster. Ihren Gebrauch im europäischen Bereich bezeugen schriftliche Quellen seit dem frühen 16. Jahrhundert, während erhaltene Stücke erst seit dem Ende des gleichen Jahrhunderts überliefert sind. Das Sticken zählte in bürgerlichen wie in adeligen Kreisen zu den geschätzten Beschäftigungen von Mädchen und Frauen. Vorlagen für die Motive konnten aus verschiedenen Musterbüchern übernommen werden, wie Amalia Beers 1720 in Nürnberg erschienenem Stickmusterbuch „Wol-anständige und Nutz-bringende Frauen Zimmer-Ergözung...“, oder Margaretha Helms 1725 in Nürnberg publiziertem Werk „Kunst- und Fleiß-übende Nadel-Ergötzungen...“, in denen jeweils Bildtafeln mit vergleichbaren Blumenmotiven enthalten sind. Einzelne Blüten, Arrangements und komponierte Entwürfe konnten so leicht auf Kleidungsstücke und Accessoires sowie Stecker oder Schuhe übertragen werden. Die gestickten Initialen „RET“ beziehen sich laut eines rückseitigen Aufklebers auf Regina Eleonore Tucher (1704–1749), Tochter von Christoph Berthold Tucher (1667–1731) und Clara Magdalena Imhoff, die demnach als Zehnjährige dieses Mustertuch gefertigt hat.

Author

Andrea Mayerhofer-Llanes