Bildnis der Felicitas Tucher (1569–1639), verheiratete Imhoff, 1591

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

1591 malte Lorenz Strauch die fast lebensgroßen Verlobungsbilder von Johann Jakob Imhoff (Hl Gm 032) und Felicitas Tucher. Die Hochzeit des Paares fand erst am 23. Mai 1594 statt. Die Gemälde folgen dem seit dem 15. Jahrhundert üblichen Typus des Verlobungs- oder Ehediptychons. Zunächst hatten Paarbildnisse ein handliches Format, um sie leichter aufbewahren zu können. Die Größe der Gemälde wuchs im Lauf der Zeit, zuletzt hingen sie repräsentativ an der Wand. Die 22-jährige Felicitas präsentiert sich mit hochgeschlossenem Goller, Spitzenhalskrause und schmalem Barett ganz „à la mode“. Ihr eng geschnürtes Mieder und der kegelförmig ausgestellte Rock aus „Schamlott“, einem teuren Wollstoff, kreieren eine „geometrische“ Figurensilhouette nach der spanischen Hofmode. Der exquisite Schmuck zeigt den hohen gesellschaftlichen Status der jungen Patrizierin an. Als einziges Kind von Herdegen IV. Tucher (1533–1614) und Katharina Pfinzing war Felicitas Erbin eines immensen Vermögens. Als Administrator der Dr. Lorenz Tucher’schen Stiftung gab ihr Vater das „Große Tucherbuch“, die kostbare Familiengenealogie, in Auftrag und erwarb das Dorf, das für die Familie namensgebend wurde: Tucher von Simmelsdorf. In Genf und Lyon waren die Tucher’schen und die Imhoff’schen „Compagnien“ seit Anfang des 16. Jahrhunderts zu den größten Nürnberger und den bedeutendsten deutschen Faktoreien im Safranhandel aufgestiegen. Diese wirtschaftliche Macht wurde nun durch die Heirat der Patrizierkinder gesichert.

Autor

Ulrike Berninger