Doppelbildnis des Berthold I. Tucher (1310–1379) und seiner Frau Anna Pfinzing (um 1340–1381)

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Berthold I. war der Sohn des frühesten bekannten Vertreters der Tucher, Konrad I. (1260–1326). Er wurde ab 1340 urkundlich im Kleinen Rat genannt, war bis zu seinem Tod 1379 darin tätig und begründete das Stammhaus der Familie am Milchmarkt (Albrecht-Dürer-Platz). Im „Großen Tucherbuch“, der prachtvollen Genealogie der Familie, ist zu Berthold I. ein Münzorakel überliefert: Seine Ehe mit Elisabeth von Mayenthal blieb kinderlos – das Aussterben der Familie drohte! Nach ihrem Tod stand der 54-jährige Witwer vor der Wahl, ins Kloster zu gehen oder sich neu zu vermählen. Der dreimalige Wurf eines „Händleinhellers“ entschied gegen den Konvent und für eine Heirat: Berthold heiratete 1365 die blutjunge Patriziertochter Anna Pfinzing aus einer der ältesten Familien Nürnbergs. Ihre Söhne sicherten den Fortbestand der Familie und den Beginn der Dynastie: Von ihnen leiten sich bis heute die ältere und jüngere Linie der Tucher ab. Ein unbekannter Meister thematisierte noch im 17. Jahrhundert Bertholds späte zweite Ehe. Im zärtlich tändelnden, die Tracht des 15. Jahrhunderts tragenden Paar ist aufgrund beider Familienwappen eindeutig der altersgraue Berthold und die jugendliche Anna zu sehen – auch wenn jede physische Ähnlichkeit fiktiv ist. Zweifellos greift das Doppelporträt den im 16. Jahrhundert beliebten Bildtypus des „Ungleichen Paars“ auf. Vor allem Lukas Cranach d.Ä. hatte dieses Thema um 1530 in mehreren Varianten dargestellt, seine Arbeiten könnten als Vorlage gedient haben.

Author

Ulrike Berninger