Wirkteppich/Verdüre

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Große Blumen- und Pflanzenbüschel füllen die ganze Tapisserie mit einer Vielfalt an Blüten und Blättern. Die Bordüre gestaltet sich aus unterschiedlichen Frucht- und Blütenarrangements. Diese Verdüre (aus dem Französischen vert – grün), gehört zu einem Typus, der in der Zeit von 1530–1550 in den südlichen Niederlanden außerordentlich erfolgreich war. Eine vergleichbare Verdüre mit ähnlichen Blumen- und Pflanzendarstellungen befindet sich in der Abegg-Stiftung in Riggisberg. Sie zeigt die Stadtmarke Enghiens und kann ins zweite Viertel des 16. Jahrhunderts datiert werden. Eine entsprechende Vegetation weist auch die prominente Serie auf, die gegen 1540 in Brüssel für Kaiser Karl V. von Guillaume de Pannemaker gewirkt wurde. Sie galt kleineren Manufakturen bevorzugt als Vorbild. Bei näherer Betrachtung der Bordüre, die auch bei einer Reihe weiterer Tapisserien des Tucherschlosses angewandt wurde, lässt sich feststellen, dass es sich dabei um eine vereinfachte Version der Bordüre der Tapisserien für Kaiser Karl V. handelt. In einer Hohlkehle liegt hier ein schuppiger Palmstamm der von Bouquets aus Blüten, Blättern und Früchten (darunter Narzissen, Birnen, Aprikosen und Granatäpfel) überlagert wird. Die Übereinstimmung von Bordüre und Stil der Pflanzendarstellung mit anderen Verdüren (vgl. HI Te 002) im Nürnberger Tucherschloss legt den Schluss nahe, dass die vorliegende Tapisserie ebenso im Zuge der Ausstattung 1545 entstanden sein dürfte.

Autor

Andrea Mayerhofer-Llanes