Ansicht von Westen auf St. Sebald in Nürnberg, 1716

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Der Kupferstich zeigt die Nürnberger Sebalduskirche (1230/40–1379) mit Blick auf den von zwei hohen Türmen flankierten romanischen Westchor. In St. Sebald befand sich die Grablege der Tucher, die von zahlreichen Familienmitgliedern mit wertvollen Stiftungen bedacht wurde. Im Hintergrund des Blattes ist ein Teil des von Jakob Wolff d. J. (1571–1620) erbauten Rathauses (1616–1620) zu erkennen (c). Von dort zieht ein Leichenzug in Richtung Friedhof St. Johannis. Da den Sargträgern acht Geistliche vorausgehen, handelt es sich um eine sogenannte Achtherrenleiche. Ein derartiges Begräbnis blieb vornehmen und vor allem begüterten Bürgern vorbehalten. Die Moritzkapelle (1313) auf der linken Grafikseite (a) wurde zum Zeitpunkt der Entstehung des Stiches als Archiv genutzt. Zuletzt dienten die Räumlichkeiten als Gemäldegalerie. Die Kapelle umgeben Verkaufsbuden, an der Nordseite ist das berühmte Bratwurstglöcklein (alte Bratwurstküche) auszumachen. Ihm gegenüber steht die Weinstube Zum goldenen Posthorn, die heute noch existiert. Im Hintergrund (b) sieht man den Giebel der ehemaligen Dominikanerkirche St. Marien (um 1275), deren Abbruch 1807 erfolgte. Der Platz um St. Sebald wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Lediglich die Sebalduskirche, das Rathaus und die Gaststätte Zum goldenen Posthorn wurden wiederaufgebaut.

Autor

Daniela Gäbisch, Birgit Schübel