Ansicht von Osten auf den Friedhof St. Johannis in Nürnberg, 1717

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Der Kupferstich zeigt von Osten aus betrachtet den St. Johannisfriedhof an der alten Fernhandelsstraße, die weiter über die Niederlande und Frankreich nach England führte. St. Johannis war Nürnbergs ältester sogenannter Siechkobel. Seit 1234 wurden hier Leprakranke unter Quarantäne gestellt, später nutzte man die Gebäude des Siechhauses auch als Altersheim. Von 1518 bis zum 19. Jahrhundert war der Johannisfriedhof die Begräbnisstätte von St. Sebald, nachdem der Rat Bestattungen innerhalb der Stadtmauern verboten hatte. Noch vor dem Friedhof gelegene Bürgerhäuser säumen die Straße. Hinter ihnen ragt das Dach der Holzschuherkapelle von 1515 empor. Der Stich deutet an der Friedhofsecke die Kreuzigungsgruppe von Adam Kraft und Werkstatt von 1505/08 an, die zwischen 1889 und 1910 durch Kopien von Georg Leistner (1854–1943) ersetzt wurde. Das Original steht seit 1902 im Kreuzigungshof des Heilig-Geist-Spitals. Durch ein barockes Portal von 1662 betritt man den Friedhof mit Blick auf die in dieser Gestalt zwischen 1377 und 1446 errichtete Johanniskirche. Unmittelbar südlich neben ihr steht das Pfarrhaus. An der Nordseite des Friedhofs, an die Johannisstraße grenzend, befindet sich das Steinschreiberhaus. Die Aufgaben des Steinschreibers umfassten weitgehend die der Friedhofsverwaltung heute. 1807 wurde schließlich der Siechkobel aufgelöst. Im Verlauf des 19. Jahrhundert erfolgte der Abriss des Pfarrhauses und des Siechhauses mit seinen Nebengebäuden im Westen der Kirche.

Author

Daniela Gäbisch