Lüsterweibchen

Tucher'sche Kulturstiftung

Beschreibung

Leuchter, die eine Schnitzfigur mit Geweih oder Gehörn kombinieren, waren im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit beliebt. Besonders oft entsprachen solche Geweihleuchter dem Typus der sogenannten Lüster- oder Leuchterweibchen. Hier laufen die Beine einer aus Holz geschnitzten Frauenfigur in Hirschschaufeln aus. Die blonde Frau trägt eine braune Haube, eine grüne Bluse mit weißen Puffärmeln und einen roten Rock. Damit ist sie entsprechend der Mittelaltermode gekleidet. Seitlich ihres Körpers hält sie in der linken Hand ein Wappenschild, das mit dem abgebildeten „Mohrenkopf“ als das Tucher’sche identifizierbar ist. Dieses Lüsterweibchen kann ins späte 19. Jahrhundert datiert werden. Zu dieser Zeit entsprachen Rückgriffe auf vergangene Epochen dem Zeitgeist. Mit der Hinwendung zum deutschen Mittelalter erlebte auch der Geweihleuchter ab der Jahrhundertmitte eine zweite Blüte. Im Empfinden der Zeit gehörten Geweihleuchter unbedingt zum mittelalterlichen oder altdeutschen Zimmer. Dementsprechend wurden verstärkt solche Leuchter nachgefragt und angefertigt. Auch die Nürnberger Hof-Kunstanstalt C. W. Fleischmann listet in ihrem Katalog von 1884 zwölf verschiedene Modelle, die nach Bedarf gefertigt wurden.

Autor

Lisa Reinhard