Taufdecke des Friedrich Camill Graf von Montperny (1753–1822)

Germanisches Nationalmuseum

Beschreibung

Die große Taufdecke aus cremefarbenem Seidenatlas ist mit floralen Motiven in feiner vielfarbiger, sogenannter Seidenmalerei bestickt. Um ein zentrales Monogramm in einem Blütenkranz gruppieren sich kleine Blumensträuße, umrahmt von einer Pracht aus Nelken, Rosen, Iris, Kornblumen, Stiefmütterchen, Tulpen und Jungfer. Derartig professionelle Seidenstickereien wurden in spezialisierten Ateliers, denen ein Stickmeister vorstand, hergestellt. Es arbeiteten vor allem Frauen, die die feinsten Nadelarbeiten gut ausführen konnten, in den meist zünftisch organisierten Werkstätten. Die fürstlichen Höfe beschäftigten andererseits auch eigene Stickerinnen. Vorlagen für die Blütenmotive wurden in den Ateliers von Künstlern auf Papier gemalt. Mitte des 18. Jahrhunderts gab es auch zahlreiche Musterbücher für Näh- und Stickarbeiten, wie jenes der Amalia Beer, das 1720, oder das der Margaretha Helm, das 1725 in Nürnberg publiziert wurde. Seit dem späten Mittelalter nutzte man bei Taufhandlungen eine Decke, die dem Paten über die Arme gebreitet wird. Meist war diese weiß und in aufwändiger Weißstickerei verziert. Bei Adeligen konnte ihre Ausstattung sehr viel kostbarer sein. Laut einer rückseitig aufgestickten Inschrift war die Decke ein Geschenk der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth zur Taufe des in Bayreuth geborenen Friedrich Camill Graf von Montperny (1753–1822). In der Folgezeit fand die Decke Verwendung bei dessen Nachkommen aus den Familien Montperny und Tucher in Schloss Leitheim.

Autor

Andrea Mayerhofer-Llanes