Endres II. Tucher und Adelheid Gundlach, Miniatur im Großen Tucherbuch, 1590–1606

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Endres II. (1423–1507), Bruder des Jerusalemfahrers Hans VI., war der älteste Sohn seines gleichnamigen Vaters, der die Jüngere Linie der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher begründete. Endres II. kam 1454 in den Inneren Rat und übernahm 1461 das Baumeisteramt, das er bis 1476 leitete. Während dieser Zeit erstellte er das Baumeisterbuch, in dem er seine Aufgaben beschrieb und uns einen einzigartigen Einblick in das Bauamt der mittelalterlichen Reichsstadt gibt. Tief religiös, legte Endres seine Ämter 1476 nieder und trat als Konversbruder in die Nürnberger Kartause ein, wo er 84-jährig verstarb und vor dem Hochaltar der Kartäuserkirche bestattet wurde. Endres verdanken wir Dokumente von der Pilgerreise seines Bruders Hans. Er hatte sie in Abschrift seinem Handexemplar vom Reisebericht beigegeben (Paris, Bibliothèque nationale de France). Darunter ist der Brief, in dem Hans den Besuch der Jerusalemer Grabeskirche beschrieb und die heiligen Stätten in ihre räumliche Beziehung zur Sebalduskirche setzte, damit sich der Leser ihrer Lage "desto besser eingedenk" sei. Dieses "Gleichnuß" wurde in den Reisebericht eingearbeitet. In der Miniatur aus dem Großen Tucherbuch hält Endres das Baumeisterbuch in Händen. Seine Frau Adelheid bringt ihm mit scheuem Blick eine Blume dar. Ihre Ehe blieb kinderlos. Nach Endres' Rückzug ins Kloster kehrte Adelheid zu ihrer Familie nach Bamberg zurück, wo sie 1482 verstarb.

Autor

Randall Herz