Dr. Sixtus Tucher, Miniatur im Großen Tucherbuch, 1590–1606

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Sixtus Tucher (1459–1507), Spross des Nürnberger Patriziergeschlechts, Gelehrter und zuletzt Propst von St. Lorenz, legte 1504 seine geistlichen Ämter nieder und verbrachte die restlichen drei Jahre seines Lebens zurückgezogen in Nürnberg. Die Miniatur des „Großen Tucherbuchs“ hat ein figürliches Vorbild. 1502 wurden im Auftrag Sixtus Tuchers nach Entwurfszeichnungen Albrecht Dürers zwei dreipassförmige Scheiben als Glasmalerei ausgeführt, die ursprünglich in Sixtus Tuchers Gartenhaus in der Grasersgasse hingen. Sie sind erhalten und heute im Germanischen Nationalmuseum ausgestellt. Auf der rechten Scheibe ist Sixtus Tucher im Hermelinornat eines hohen Prälaten an einem offenen Grab dargestellt, in das er hineindeutet, während er sich in einem selbstbewussten Dialog mit dem Tod zu Pferde befindet. Die Miniatur des „Großen Tucherbuchs“ nimmt diese Figur spiegelverkehrt auf, verändert aber Kopfhaltung und Gesichtszüge grundlegend. Auch hält Sixtus nun einen Rosenkranz und deutet nicht mehr mit einer Hand, sondern hält diese geschlossen. Die Frömmigkeit des Dargestellten wird unmittelbar deutlich. Der Text zum Leben Sixtus Tuchers stammt von seinem jüngeren Verwandten Christoph Scheurl (+1542), der zu allen Angehörigen des Geschlechts genealogische Forschungen angestellt hat. Seinen „Onkel“ Sixtus verehrte er ganz besonders und widmete ihm viel Raum. Dieser hatte Scheurl im Studium und an weiteren Stationen im Leben tatkräftig unterstützt und gefördert.

Author

Antonia Landois