Dr. Lorenz I. Tucher, Miniatur im Großen Tucherbuch, 1590–1606

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Lorenz wurde am Laurentiustag 1447 (10.8.) als ältester Sohn des Nürnberger Patriziers Hans V. Tucher und seiner Frau Barbara Hegner geboren. Im Großen Tucherbuch, der Genealogie der Tucher, ist seine Vita mit einem Porträt illustriert, das ihn als Gelehrten im roten Rock mit Birett zeigt. Lorenz studierte Jura in Italien, seit 1462 die Artes Liberales in Leipzig und seit 1470 Theologie und Kirchengeschichte in Basel und promovierte zum Doktor des Kirchenrechts. Nach einer Domherrenstelle in Regensburg erlangte er 1474 ein Kanonikat in Zürich. Durch eine zwischen dem Nürnberger Rat und dem Bamberger Bischof strittige Wahl wurde er 1478 Propst an St. Lorenz in Nürnberg und darin 1481 von Papst Sixtus IV. bestätigt. Während seiner Amtszeit baute Tucher den alten Pfarrhof aus und stiftete unter anderem den großen Leuchter im Mittelschiff von St. Lorenz. 1496 gab er seine Stelle zugunsten seines Vetters Sixtus auf und zog sich nach Regensburg zurück. Lorenz starb am 25. März 1503 und wurde in der Familiengruft in St. Sebald begraben. Sein von seinen Brüdern Martin I. und Hans IX. in Auftrag gegebenes Epitaph gestaltete Hans von Kulmbach nach Entwürfen von Albrecht Dürer. Sein Vermögen teilte Lorenz testamentarisch – nach Abzug eines Ewiggeldes für eine Chorsingstiftung in Regensburg – in zwei gleiche Teile, die eine Hälfte zur Unterstützung für arme Leute in Nürnberg und die andere Hälfte für eine Familienstiftung, die als Dr. Lorenz Tucher’sche Stiftung bis heute besteht.

Autor

Horst-Dieter Beyerstedt