Anton II. Tucher und Anna Reich, Miniatur im Großen Tucherbuch, 1590–1606

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Das Große Tucherbuch, Nürnberger Prachthandschrift (1590–1606), zeigt auf fol. 82r „Anthoni Tucher der ander“ – Anton II. Tucher (1457/58–1524) mit seiner Frau Anna Reich (um 1458–1493). Bekannt ist, dass Anton II. zunächst als Kaufmann tätig war, u.a. in Venedig. Nach dem Tod des Vaters folgte er 1477 dem Ruf in den Nürnberger Rat, wo er fortan die wichtigsten Ämter bekleidete. 1507 erhielt er schließlich das höchste Amt der Reichsstadt und wurde Vorderster Losunger. Zeitgleich war er Kirchenpfleger, u.a. der Pfarrkirche St. Sebald. Anton II. zeigte sich interessiert an der lutherischen Lehre, stiftete aber nach altkirchlicher Tradition. Zeit seines Lebens stellte das keinen Widerspruch dar. Zu den bedeutendsten Stiftungen gehört der Engelsgruß in der Pfarrkirche St. Lorenz, 1517 an Veit Stoß in Auftrag gegeben. Das Werk erfüllte nicht allein die Funktion privater Heilsabsicherung. Mit der Größe und Sichtbarkeit wurde gleichzeitig für eine standesgemäße öffentliche Repräsentation gesorgt. Im Tucherbuch sind die enormen Kosten genau notiert (593 Gulden). Außerdem wird der Patrizier für seine herausragende Karriere, sein hohes Ansehen und für sein tadelloses, tugendhaftes Verhalten gerühmt. Dargestellt wird er in teurer Kleidung (schwarze Schaube, Saffianhandschuhe), die seiner gesellschaftlichen Stellung entsprach. Im Sinne der Geschlechterbücher der Zeit, die den Status der Familie legitimierten und repräsentierten, war mit Anton II. einer der bedeutendsten Tucher vertreten.

Author

Sarah Nienas