Hans VI. Tucher, Reise in das Gelobte Land: Druckvorlage, um 1481/82

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Der Nürnberger Patrizier Hans VI. Tucher (1428–1491) hatte 1479/80 das Heilige Land bereist. Seine Aufzeichnungen hierzu sollten zur bedeutendsten Reisebeschreibung des ausgehenden Mittelalters avancieren. Mit dem vorliegenden Codex besitzen wir die endgültige Textfassung, in der Tucher die Umgestaltung seiner individuellen Reisebeschreibung in einen für Pilger konzipierten Führer vollendet. Sie durchlief drei Textstufen: von der ersten, die als Autograph in der Coburger Landesbibliothek erhalten ist, über eine Zwischenstufe in der British Library, bis zu dieser Nürnberger Handschrift, die auch als Druckvorlage diente. Bevor der Text in Druck ging, wurde er nochmals überarbeitet, wobei der Nürnberger Ratsschreiber Jörg Spengler mitwirkte. Stilistisch trug er viel zur Endfassung bei. Neu hinzugekommen war ein Vorwort, in dem Tucher als Autor und Gewährsmann auftritt. Um alle Vorwürfe auszuräumen, die Reise wäre weltlich motiviert gewesen, betont Tucher, dass er "allein um die Ehre Gottes und meines Seelenheils willen, und weder aus Ruhm, noch Neugier oder anderer Leichtfertigkeit" gereist war. Er teile seine Erfahrungen in Buchform mit, damit gleichgesinnte Pilger sich auf die Reise besser vorbereiten könnten. Die Handschrift blieb im Familienbesitz und war kaum bekannt. Während des Zweiten Weltkrieges war sie mit anderen Familienstücken im Tresor des Tucher-Palais am Egidienplatz aufbewahrt, wo sie die Bombardierung Nürnbergs 1945 mit nur geringen Schäden überlebte.

Autor

Randall Herz