Das Große Tucherbuch, 1542/1590–1606

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Die Patrizierfamilien der Reichsstädte Augsburg, Frankfurt und Nürnberg ließen seit dem 14., vor allem aber im 16. und 17. Jahrhundert repräsentative Geschlechterbücher anfertigen. Das „Große Tucherbuch“ ist das vielleicht prachtvollste und kulturhistorisch wichtigste Exemplar dieser Gattung. Die Tucher sind seit dem frühen 14. Jahrhundert in Nürnberg nachweisbar und gehörten bald zu den bedeutendsten Kaufmanns- und Patrizierfamilien der Reichsstadt. 1542 beauftragten sie den Humanisten Dr. Christoph II. Scheurl, dessen Mutter Helena eine geborene Tucherin war, mit der Ausarbeitung eines Geschlechterbuchs. Scheurls Manuskript wurde mehrfach in jeweils aktualisierter, repräsentativer oder einfacherer Form abgeschrieben. Das vorliegende Prunkexemplar aus Pergament wurde 1590 von Herdegen IV. Tucher als Administrator der Dr. Lorenz Tucher’schen Stiftung in Auftrag gegeben und 1606 (letzter Eintrag) fertiggestellt; seine Kosten betrugen 2.198 Gulden. Hergestellt wurde es von führenden Malern, Schreibmeistern und Goldschmieden Nürnbergs. Das Tucherbuch enthält nach mehreren Registern und Vorreden die Stammbäume der Familie, geordnet nach Generationen und Linien. Hierbei bekommt jeder männliche Tucher, der selbst Kinder hatte, eine ganzseitige Miniatur (mit Ehefrau/-en), eine Kurzbiografie und Angaben zu seinen Kindern. Töchter und kinderlose Söhne werden im Rahmen des Kinderverzeichnisses ihres Vaters abgehandelt und erhalten nur in bestimmten Fällen eine meist kleinere Miniatur.

Autor

Horst-Dieter Beyerstedt