Tucherservice (1): Schale auf hohem Balusterfuß mit der Geschichte Josephs, um 1553–1560

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die beiden emaillierten, pokalähnlichen Deckelschalen aus dem Limoges-Service der Tucher sind gleich geformt. Über einem runden, ansteigenden Fuß trägt der als Vase gebildete Griff den ausladenden Schalenaufsatz (Cuppa). Auf der vorliegenden, tiefen Schale zeigt die Malerei in Grisaille überwiegend Szenen aus dem Alten Testament, und zwar die Geschichte Josephs aus den Kapiteln 42 bis 44 des Buches Genesis, wie die Schriftbeigaben verraten. Enthalten sind im Boden der Cuppa der Traum Pharaos von den sieben fetten und mageren Kühen sowie von den entsprechenden Ähren. Am Innenrand folgen die Szenen mit der Traumdeutung durch Joseph und die Beförderung Josephs durch den Herrscher. Am Fuß der Schale wird die Geschichte abgebildet, in der Joseph seine Brüder auf die Probe stellt. Teile dieser Szene wurden auch auf dem zu dieser Schale gehörigen Deckel verwendet. Der Griff ist laut Inschrift mit der mythologischen Gestalt der „DIANIRA“ (Deïaneira), der Gemahlin des Herkules, und einem Zentauren versehen – möglicherweise Nessus. An der Unterseite der Cuppa findet sich kräftiges Rollwerk mit Löwenmasken und Fruchtgehängen umrahmt von zarten Arabesken in Gold und einem Lorbeerkranz. Wie das Gießbecken aus dem Prunkservice gelangten die beiden Deckelpokale wohl über den freien Markt in den Besitz des Nürnberger Patriziers Linhart II. Tucher (1487–1568).

Autor

Claudia Däubler-Hauschke, Helge Weingärtner