Tucherservice (9): Becken, 1558

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Das emaillierte Becken aus der prunkvollen Gießgarnitur des sogenannten Tucherservices besitzt einen offenen Standring für die Kanne. An der Unterseite ist es datiert mit 1558 und signiert mit den Initialen des Pierre Reymond aus Limoges. Auf dem Spiegel sind Szenen aus der Genesis dargestellt: der Erschaffung Evas aus Adams Rippe folgt das Verbot Gottes bezüglich des Baums der Erkenntnis, Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies, schließlich der Mord Kains an seinem Bruder Abel. Sämtlichen Szenen liegen Kupferstiche des Lucas van Leyden aus dem Jahre 1529 zugrunde. Die Grisaillemalerei wird durch die leichte Tönung der Aktfiguren und die goldenen Bänder an den Rändern des Spiegels aufgelockert. Mit Grotesken reich dekoriert sind die Fahne und die gesamte, äußerst plastisch wirkende Unterseite des Beckens. Dort scheint sich durchbrochenes Rollwerk, besetzt mit Maskarons und Puttoköpfen um einen Lorbeerkranz zu winden. Das Monogramm „PR“ und die Jahreszahl 1558 sind auf Kartuschen in den Ranken der Fahne integriert. Für dieses Gießbecken, das wohl über den freien Markt in den Besitz der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher gelangte, ließ Linhart II. Tucher 1562 von Wenzel Jamnitzer und Pierre Reymond eine passende Kanne fertigen.

Autor

Claudia Däubler-Hauschke, Helge Weingärtner