Bildnis des Lorenz II. Tucher (1490–1554), Erbauer des Tucherschlosses, 1534

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

1517 heiratete der Handelsherr Lorenz II. Tucher (1490–1554), die Kaufmannstochter Katharina Straub (1501–1549). Die Hochzeit brachte ihm eine erhebliche Mitgift ein, zusätzliche Erbschaften machten ihn zum Vermögendsten dieser Nürnberger Patrizierfamilie. Als sichtbaren Ausdruck dieses Reichtums ließ das Ehepaar ein mittelalterliches Gehöft zu einem Gartenanwesen im „modernen“ Frührenaissancestil ausbauen – das Tucherschloss. Das Porträt des 43-Jährigen bildete mit dem seiner Frau (Hl Gm 003) ursprünglich ein Ehe-Diptychon. Aussparungen an je einer Seite der Originalrahmen bezeugen, dass die Gemälde einst durch Scharniere verbunden waren und auf- und zugeklappt werden konnten: Bei einem bestimmten Öffnungswinkel wandten sich die Eheleute einander in ihrer Haltung zu und schienen Blickkontakt aufzunehmen. Solche privaten Porträts waren nicht als Wandschmuck gedacht, man bewahrte sie zur Erinnerung für die Nachwelt in Truhen auf. Die Rück- bzw. Außenseiten boten Platz für die prächtigen Familienwappen: das Tucher-Wappen mit dem „Mohren“ und den Straub’schen Löwen. 1533 war Lorenz mit seiner Familie vor der Pest ins schwäbische Nördlingen geflohen. Hier war Hans Schäufelein, ehemaliger Mitarbeiter Albrecht Dürers, seit 1515 als Stadtmaler tätig. Das Monogramm HS und die kleine Schaufel weisen das 1534 datierte Ehe-Diptychon eindeutig als sein Werk aus. Die wahrscheinlich in Nördlingen gemalten Bildnisse waren vermutlich für das damals im Bau befindliche Tucherschloss bestimmt.

Autor

Ulrike Berninger