Majolikateller mit Wappenallianz Imhoff-Tucher-Letscher

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Im Spiegel des Tellers in leuchtender Blaumalerei erscheint ein Allianzwappen, das von einem Lorbeerkranz und einer Bordüre aus herzförmigen Ranken mit Lilien, Puttoköpfen und Masken umgeben ist. Diese Bordüre muss man sich ursprünglich breiter vorstellen, da die Fahne am Rand abgeschliffen und der Dekor beschnitten wurde. Nur eine kleine Gruppe venezianischer Majoliken weist ähnlich eng verschlungene Ornamente auf hellblauer Glasur auf, doch ließ sich das Rankenmuster des Tellers im Tucherschloss bislang auf keinem zweiten Stück nachweisen. Sein Rückseitendekor mit feinen Spiralranken „alla porcellana” findet sich hingegen häufig. Die Wappenallianz mit Schild und Helmzier der Nürnberger Patrizierfamilie Imhoff und den Beischilden der Tucher und Letscher gibt Auskunft über den Auftraggeber: Hieronymus Imhoff (1518–1571) war in erster Ehe mit Magdalena Tucher (1517–1544), Tochter von Linhart II. Tucher, des damals höchsten Beamten der Reichsstadt, verheiratet. 1548 heiratete er Barbara Letscher, die 1558 starb. Dieser Zeitraum gibt die Entstehungszeit für das Stück vor, da Imhoff noch im gleichen Jahr eine dritte Ehe einging. Hieronymus war als Kaufmann für die Handelskompagnie der Imhoff in Venedig tätig. Wie jüngste Quellenfunde der Majolikaforschung zeigen, war er nicht nur für sich selbst an repräsentativen Gegenständen aus italienischer Majolika interessiert, sondern er handelte auch mit dieser im süddeutschen Raum begehrten Keramik.

Autor

Claudia Däubler-Hauschke