Zyklus von neun Glasgemälden mit mythologischen Darstellungen

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

In der Glasmalerei Nürnbergs nimmt dieser Zyklus aus neun Scheiben eine Sonderstellung ein – nicht nur aufgrund des mythologischen Programms, das von humanistischer Bildung seines Auftraggebers zeugt. Vier Szenen der großartigen Grisaillemalerei stellen den Helden Herkules in den Mittelpunkt, fünf weitere widmen sich den olympischen Göttern. Der Zyklus erzählt also keine einheitliche Geschichte. Die Forschung hat sämtliche Text- und Bildquellen detailliert dargelegt. Hauptsächlich gehen die Kompositionen auf illustrierte Ausgaben des „Ovide moralisé“ als Vorlagen zurück. Stilistisch sind sie von oberitalienischer Renaissancegraphik beeinflusst, hier drängen sich Arbeiten nach Andrea Mantegna (1431–1506) zum Vergleich auf. Für die Ausführung könnten Nürnberger Glasmaler in Frage kommen, doch scheiden die bislang bekannten, etwa die der späten Hirsvogel-Werkstatt, aus maltechnischen Gründen aus. Leider ist das Erscheinungsbild der Malerei durch Sprünge, Ergänzungen und wenig fachgerechte Doublierungen stark beeinträchtigt. Die nahezu quadratischen Scheiben befinden sich in den Oberlichtern im Festsaal des Tucherschlosses und gehörten wohl zur ersten Ausstattung. Da der originale Fensterverband im Krieg zerstört wurde, ist dies jedoch nicht sicher. Geht man vom Bauherrn Lorenz II. (1490–1554) – der mit Renaissanceformen vertraut war – als Auftraggeber aus, verwundert es nur, dass er hier auf Wappen verzichtet hätte. Vielleicht waren sie in die übrigen Fenster integriert.

Author

Claudia Däubler-Hauschke