Kredenz mit figürlichen Reliefs: Judith und Esther

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die architektonisch gestaltete Kredenz steht auf einem hohen Sockel und hat auf der Platte ein schmales Aufsatzpodest. Die Frontansicht ist von den geschnitzten Reliefs auf den Türflächen, den drei gliedernden Säulen sowie dem Hell-Dunkel-Farbkontrast der Hölzer dominiert. Auf den Säulenbasen sitzt je ein Löwenkopf, als Architrav über den ionischen Kapitellen je ein Puttenkopf. Die dunkelbraun gebeizten Reliefs zeigen als Dreiviertelfiguren links Judith mit Schwert und dem Haupt des Holofernes und rechts Esther mit einem Zepter. Sie tragen die in der Renaissance übliche Festkleidung mit Halskrause, Puffärmeln, Schnürbrust und sind mit Diadem und Halsketten geschmückt. Judith und Esther als Symbol für Frauentugenden sind auf Renaissance-Hochzeitstruhen zuerst in Italien, dann auch im Norden bekannt. Die Hängegriffe auf den Seiten können als Relikt der Hochzeitstruhe und als Transporthilfe bei Brand verstanden werden. Hängegriffe gleicher Machart haben auch die Schübe unter den Türen und die zart ziselierten Schlüsselschilder. Die Kredenz kann mit den symbolträchtigen Figuren als für die damalige Zeit „moderne” Hochzeitstruhe verstanden werden, die der Aufbewahrung von Geschirr und Wäsche diente. Der Einsatz der markanten Reliefs im profanen Bereich und deren farblicher Kontrast zum hellen Furnier lässt eine Herstellung im süddeutschen Raum, möglicherweise Nürnberg, vermuten. Die Kredenz ist bei Braun-Troppau, 1910, als zur Sammlung Tucher gehörend abgebildet.

Autor

Angelika Lindner