Kabinettschrank mit figürlichen Intarsien

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Der zweitürige Kabinettschrank steht auf einem Untergestell mit ausziehbarer Schreibplatte und Schubkasten. Auf den Türen sind zwei Musen in Clair-Obscur-Technik intarsiert, links Terpsichore, rechts Kalliope. Die Türinnenseiten zieren Blumenbouquets in einem Oval. Im Inneren sind 15 Schübe, eine Klappe und eine Tabernakeltür. Hinter dieser befinden sich zwei Schübe sowie ein herausziehbarer doppelter Korpus als Zugang zu einem Geheimfach. Die Jagdszenen der oberen Schübe sind mit verschiedenfarbigen Furnieren intarsiert. Innentüre und untere Schübe haben Knorpelwerkmotive wie Masken und Rankenbouquets. Themen, Motive, Furnier und die Technik der Intarsienverarbeitung stammen aus verschiedenen Zeiten. Jagdszenen gibt es in vergleichbaren Kabinetten vom Ende des 16. Jahrhunderts. Knorpelwerkornamentik als Intarsie ist in der 2. Hälfte des folgenden, die Clair-Obscur-Technik aber erst Anfang des 18. Jahrhunderts gebräuchlich. Es ist somit davon auszugehen, dass das Kabinett Ende des 16. gefertigt, im 19. Jahrhundert verändert, und mit dem Untergestell ergänzt wurde. Hinweise dafür sind nachträgliche Ausschnitte in den Schubfronten für Scharniere, abgeschnittene Motive auf den Türinnenseiten sowie offen stehende Aussparungen am Türschloss und an den Längskanten. Das Möbel ist 1916 aus dem Nachlass von Paul Meyerheim (Berlin) bei Rudolph Lepke, Kunst-Auctions-Haus, als italienisches Möbel des 16.–17. Jahrhunderts von Heinrich von Tucher (1853–1925) erworben worden.

Author

Angelika Lindner