Doppelscheuer zur Hochzeit von Herdegen IV. Tucher und Katharina Pfinzing, 1564

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Der Pokal war 1564 ein Geschenk von Linhart II. Tucher (1487–1568) an seinen Sohn Herdegen IV. (1533–1614), anlässlich dessen Hochzeit mit Katharina Pfinzing (gest. 1618). Die vergoldete, sogenannte Doppelscheuer besteht aus zwei aufeinander gesetzten, gebuckelten Pokalen. Der Schaft ist jeweils gedreht und trägt eine geschnittene Blattmanschette, auf der die unten leicht eingezogene Kuppa aufsitzt. Der floral gravierte Lippenrand ist durch ein Kordelband abgesetzt und wird zusätzlich durch aufmontierte Blüten akzentuiert. Unter jedem Fuß sind Medaillons in Emaille mit den Allianzwappen Tucher/Pfinzing und das Datum „30 MAIVUS 1564“ aufgebracht. An Fuß und Lippe findet sich jeweils noch ein späteres Besitzermonogramm im herzförmigen Umriss. Linhart II. gab den Auftrag an den damals schon berühmten Nürnberger Goldschmied Wenzel Jamnitzer (tätig 1534–1585). Dieser blieb mit der Gestaltung des Trinkgefäßes ganz der Tradition gotischer Vorbilder verhaftet. Doppelscheuern mit Buckeldekor gehörten bereits seit dem 14. Jahrhundert zu den Ehrengeschenken, die vom Rat der Stadt Nürnberg Kaisern und Königen bei ihrem Einzug in die Stadt überreicht wurden. Beliebt waren sie auch als diplomatische Geschenke. Ende des 16. Jahrhunderts erhielten schließlich viele patrizische Paare diese für die Nürnberger Goldschmiedekunst typischen Doppelpokale als Hochzeitsgabe. Der Pokal befand sich 1906 im Kunsthandel und wurde unter Vermittlung Wilhelm von Bodes durch die Familie zurückgekauft.