Lorenz II. Tucher schreibt am 8./9. November 1533 aus Nördlingen an Linhart II. Tucher in Nürnberg

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Lorenz II. Tucher (1490–1554) war Nürnberger Ratsherr und in Lyon ausgebildeter Kaufmann. Seit 1529 stand er der Tucher’schen Handelsgesellschaft vor, die er bis 1529 bereits gemeinsam mit seinem Vetter Linhart II. (1487–1568) geführt hatte. Zwischen 1533 und 1544 ließ Lorenz das Tucherschloss am Treibberg errichten. In den Jahren 1533 und 1534 erreichte Nürnberg eine Pestepidemie, vor der Lorenz mit seiner engsten Familie nach Nördlingen floh. Von dort korrespondierte er regelmäßig mit Linhart, der in Nürnberg blieb. Der Briefwechsel dokumentiert den Austausch über die geschäftlichen Entwicklungen und nicht zuletzt über den gesundheitlichen Zustand der Familienmitglieder (siehe auch E29/IV, Nr. 446). In seinem Brief vom 8./9. November zeigt sich Lorenz erleichtert darüber, dass nach Linharts Aussagen in Nürnberg alle gesund sind. Linhart hatte berichtet, dass sich die Situation in Nürnberg bereits verbesserte. Dagegen schreibt Lorenz, dass in Nördlingen das Sterben noch nicht nachlasse. Sorge machte ein Todesfall im Nachbarhaus eines Tucher-Familienmitglieds. Im Brief wird nachvollziehbar, wie nach dem richtigen Umgang mit der drohenden Pesterkrankung gesucht wird. Die Flucht an sichere Orte war das Mittel der Wahl, allerdings war das nur Privilegierten überhaupt möglich. Wenn in den Briefen die Rede davon ist, besser Türen und Fenster geschlossen zu halten, vermittelt sich auch die mittelalterliche Vorstellung nach der sich die Pest über die Luft verbreite.

Autor

Sarah Nienas