Am 9.11.1520 schreibt Kurfürst Friedrich III. von Sachsen aus Koblenz an Anton II. Tucher

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Am 4.11.1520 traf Kurfürst Friedrich III. von Sachsen in Köln mit den päpstlichen Nuntien Hieronymus Aleander und Marinus Caracciolo zusammen. Die Gesandten forderten ihn dazu auf, die im Juni verhängte päpstliche Bulle zu vollziehen. In dieser hatte Papst Leo X. die Vernichtung der Schriften Luthers und dessen Bestrafung oder Auslieferung nach Rom angeordnet. Friedrich gelang es schließlich zu deeskalieren. Davon berichtet er am 9.11. Anton II. Tucher. Nürnberger Abgesandte hatten Friedrich zuvor um Rat gebeten, wie mit der päpstlichen Bulle umzugehen sei. Daraus wird ersichtlich, dass seine Position in Nürnberg hochgeschätzt wurde. Friedrich III. von Sachsen (1463–1525), wegen seines diplomatischen Geschicks auch „der Weise“ genannt, besaß ab 1486 die sächsische Kurwürde. Er gehörte damit zu den sieben Kurfürsten, die im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation den Kaiser wählten. In der Freien Reichsstadt Nürnberg vertrat ab 1507 Anton II. Tucher (1457–1524) das höchste Amt. Beide politischen Würdenträger pflegten engen Austausch miteinander. Die Briefwechsel und Geschenke dienten der Diplomatie, sie sind außerdem Ausdruck einer humanistisch geprägten Gesinnung. Der enge Kontakt zum Kurfürsten zeigt, dass Tucher exzellent vernetzt war und hohes Ansehen genoss. Die Korrespondenz betraf auch Martin Luther (1483–1546), der nach seinen kirchenkritischen Thesen (1517) zur theologischen und politischen Zerreißprobe wurde. Friedrich III. war Luthers mächtigster Schutzherr.

Autor

Sarah Nienas