Am 4.11.1522 schreibt Kurfürst Friedrich III. von Sachsen aus Torgau an Anton II. Tucher

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Gegenstand des Briefs von Friedrich III. von Sachsen an Anton II. Tucher ist unter anderem die Übersendung einer Ausgabe des Neuen Testaments. Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein Druckexemplar der ersten deutschen Übersetzung des Neuen Testaments von Martin Luther, das sogenannte Septembertestament. Der im September 1522 verlegte Folioband enthielt Holzschnitte von Lucas Cranach dem Älteren, der auch als Verleger agierte. Wie brisant die Post war, zeigt ein etwas späteres Schreiben von Friedrich (E29/IV, 678). Darin äußert er seine Sorge, dass das Buch in Nürnberg verboten sein könnte. Im Januar 1523 betont er dann seine Freude über Tuchers Zusicherung, das Neue Testament vollständig zu lesen (E29/IV, 679). Friedrich III. von Sachsen (1463–1525), wegen seines diplomatischen Geschicks auch „der Weise“ genannt, besaß ab 1486 die sächsische Kurwürde. Er gehörte damit zu den sieben Kurfürsten, die im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation den Kaiser wählten. In der Freien Reichsstadt Nürnberg vertrat ab 1507 Anton II. Tucher (1457–1524) das höchste Amt. Beide politischen Würdenträger pflegten engen Austausch miteinander. Der Kontakt zum Kurfürsten zeigt, dass Tucher exzellent vernetzt war und hohes Ansehen genoss. Die Korrespondenz betraf auch Martin Luther (1483–1546), der nach seinen kirchenkritischen Thesen (1517) zur theologischen und politischen Zerreißprobe wurde. Friedrich III. war Luthers mächtigster Schutzherr.

Autor

Sarah Nienas