Am 14.12.1522 schreibt Kurfürst Friedrich III. von Sachsen aus Lochau an Anton II. Tucher

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Am 4.11.1522 hatte Kurfürst Friedrich III. das Neue Testament an Anton II. Tucher geschickt (E29/IV, 676). Es dürfte sich dabei um das sogenannte Septembertestament handeln, die erste Druckausgabe des von Martin Luther ins Deutsche übersetzten Neuen Testaments. Im Brief vom 14.12. zeigt sich Friedrich erleichtert über die Antwort Tuchers (2.12.), allerdings nicht ohne die Verzögerung zu beklagen. Als Grund benennt er seine Sorge, dass das Buch in Nürnberg verboten worden sein könnte. Friedrich wollte Tucher also einerseits nicht gefährden, war sich andererseits aber offenbar sicher genug, dass Tucher an der Lutherlehre interessiert war. In einem weiteren Brief betont er seine Freude über Tuchers Zusicherung, das Neue Testament vollständig zu lesen (E29/IV, 679). Friedrich III. von Sachsen (1463–1525), wegen seines diplomatischen Geschicks auch „der Weise“ genannt, besaß ab 1486 die sächsische Kurwürde. Er gehörte damit zu den sieben Kurfürsten, die im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation den Kaiser wählten. In der Freien Reichsstadt Nürnberg vertrat ab 1507 Anton II. Tucher (1457–1524) das höchste Amt. Beide politischen Würdenträger pflegten engen Austausch miteinander. Der Kontakt zum Kurfürsten zeigt, dass Tucher exzellent vernetzt war und hohes Ansehen genoss. Die Korrespondenz betraf auch Martin Luther (1483–1546), der nach seinen kirchenkritischen Thesen (1517) zur theologischen und politischen Zerreißprobe wurde. Friedrich III. war Luthers mächtigster Schutzherr.

Autor

Sarah Nienas