Anton II. und Hans IX. Tucher stiften für das Heilig-Geist-Spital in Nürnberg ein Salve Regina, 1511

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Anton II. Tucher (1458–1524), zwanzig Jahre lang höchster Beamter der Reichsstadt Nürnberg, war geprägt von tiefster mittelalterlicher Frömmigkeit und Marienverehrung. Zugleich galt er als „guter Lutherer“ und als einer der politischen Wegbereiter der Reformation in Nürnberg. Ganz im alten Glauben verankert waren die vielen kirchlichen Stiftungen der Tucher. Darunter befindet sich der berühmte, von Anton II. bei Veit Stoß für die Lorenzkirche in Auftrag gegebene „Engelsgruß“, eine Skulpturengruppe mit der Verkündigung an Maria. In diesen Kontext der Marienverehrung gehört auch die Stiftung eines Salve Regina-Gesanges zugunsten der Kranken im Heilig-Geist-Spital, dessen Pfleger Anton II. war. Mit seinem Vetter und Mitgesellschafter in der Tucher’schen Handelskompanie, Hans IX. Tucher (1452–1521), legte Anton II. in einer Urkunde die Details „zu ewigen kunfftigen Zeitten“ fest. In der Urkunde, geschmückt mit einer Initiale „I“ in Zierschrift, heißt es, dass die Stiftung mit jährlich 10 Gulden Zins ausgestattet wird. Unter anderem können davon vier arme Chorschüler für den Gesang bezahlt werden. Das Salve Regina soll täglich – außer an Feiertagen – nach der Komplet, dem letzten Stundengebet vor der Nachtruhe, erklingen. Auf den Siegeln der Urkunde haben sich die Wappen der bezeugenden Ratsmitglieder Jacob Groland und Georg Holzschuher sowie die beiden Tucherwappen erhalten. Nach der Reformation wurde die Stiftung für den Prediger am Spital verwendet.

Autor

Claudia Däubler-Hauschke